Dorfgeschichte

Die Karte der Siedlung Deutschbarnag 1853/55

vom Ingenieur József Marton, VeML-Kartensammlung T-310

Der Name der Siedlung (Barnag) hängt etymologisch mit dem slawischen Wort barlang (’Höhle’) zusammen, das früher auch ‘Erdloch‘ bedeutete. Das Gebiet des Dorfes ist seit dem 11. Jh. bewohnt. Seine erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1082, wo es als Villa Barlog aufgezeichnet wurde. In einer Quelle aus dem Jahre 1233 sind dann die Namensformen Barlag/Barloc zu lesen. Nach einer Zeugenaussage von Johannes, dem Pfarrer von Vöröstó/Wereschtul am 4. September 1276 war er anwesend, als auf Anflehen der Königstochter Margarethe der Sohn von Bethe de Barloc gesund wurde. 1284 schenkte Königin Elisabeth das Dorf, in dem ihre Köche wohnten, Moritz, dem Sohn von Mencseli búza aus dem Geschlecht Vázsony, da stand bereits eine Kirche. Dieses Geschlecht ließ 1384 auf dem Gebeiet von Barnag jene Burg errichten, die unter dem Namen Zádor-Burg (Zádor-vár) auch heute über Pécsely zu sehen ist. Das Gebiet, das seit dem 13. Jh. Im Besitz des Geschlechtes Vázsony war, erhielt 1472 der „Türkenschläger” Pál Kinizsi, laut der Steuerlisten aus dem Jahre 1488 gehörten die 27 Höfe von Barnag zu den ertragreichsten Gütern von Kinizsi, da sie ihm Steuern in Höhe von 26 Forinten entrichteten. Nach dem Tod von Kinizsi (im Jahre 1494) erhielt seine Gemahlin Benigna Magyar die Güter ihres verstorbenen Mannes, die durch ihren zweiten Mann Márk Horváth an die Familie Horváth fielen; die Familie besaß diese Güter bis zum Tod ihres letzten männlichen Abkömmlings im Jahre 1649. Nach dem Aussterben der Familie vermachte der König die Güter an István Zichy. 1696, bei der ersten großen Volkszusammenschreibung nach der Befreiung von der Türkenherrschaft gehörten der Familie Zichy die Burgen Vázsonykő und Palota samt den dazu gehörigen Dörfern. Im 18. Jahrhundert besaß die Familie im Komitat Veszprém 17 Dörfer, darunter befanden sich auch Barnag und das Nachbardorf Vöröstó/Wereschtul. 1851 kaufte die Familie Todesco das Gut von Vázsony, aber 1913 gelang es wieder in den Besitz der Zichys, die bis zu seiner Verstaatlichung dessen Herren blieben. Im Jahre 1526 wurde bereits von zwei Ortsteilen berichtet: Barnag und Kys-Barnag (’Klein-Barnag’). Während der Türkenherrschaft gehörte das Dorf Barnag zur Burg Vázsonykő, die am Leben gebliebenen Dorfbewohner zogen sich in den Schutz der Burg zurück, von dort aus bestellten sie die Felder und Weingärten. Im 17. Jh. berichten die Quellen von kalvinistischen Pfarrern der Gemeinde Barnag, sodass die Existenz einer reformierten Bevölkerung zwischen 1629 und 1732 – zumindest sporadisch – angenommen werden kann. Während der Türkenherrschaft blutete auch Barnag aus. Die Zusammenschreibung aus dem Jahre 1696 zählte sieben, die aus dem Jahre 1715 elf Leibeigene ungarischen Namens sowie drei Häusler. So bemühte sich die Familie Zichy bereits zu Anfang des Jahrhunderts deutsche Siedler in Empfang zu nehmen, 1714 siedelten sie auf ihren Gütern in Barnag Sebastian Czipff und seine Familie aus Katzental an, dieser Familienname findet sich auch nach 1735 – der Gründung der selbstständigen Pfarrei – in den Kirchenbüchern. In der namentlichen Zusammenschreibung aus dem Jahre 1720 werden wiederum nur 10 Leibeigene erwähnt, die zwei Fluren bewirtschafteten. Gegen Mitte der 1720-er Jahre kamen erneut deutsche Siedler ins Dorf, die laut Siedlungsvertrag aus der Gegend von Billigheim sowie aus den südlichen Teilen des Elsass, laut mündlicher Überlieferungen aber auch aus der Schweiz und dem Schwarzwald kamen. Ihre Anzahl wuchs innerhalb von einigen Jahrzehnten deutlich an. Nach einer namentlichen Zusammenschreibung aus dem Jahre 1729 haben in Kisbarnag 12 Leibeigene (mit 20 Nachkommen männlichen Geschlechts) ihre Felder bearbeitet, bei dem Kirchenbesuch vom Veszprémer Bischof Márton Padányi Bíró im Jahre 1757 wurden hier jedoch 66 deutsche Familien mit 302 Seelen und 17 ungarische Haushalte mit 102 Personen gezählt. 1785, nach weiteren 30 Jahren hatte das Dorf 467 Einwohner. Bis etwa 1820 wuchs die Zahl der Bewohner noch weiter an, dann nach den Urbarienverordnungen in den Jahren um 1850 ging die Einwohnerzahl zurück (1869 wurden 359, 1890 lediglich 326, 1930 nur noch 272 Einwohner gezählt), heute leben lediglich an die hundert Personen im Dorf.

Die Einwohnerzahlen des Dorfes Deutschbarnag/Németbarnag (nach 1947: Barnag)

In der Zeit nach der Ansiedlung war die Binnenwanderung noch sehr groß, damit ist wohl zu erklären, dass in Barnag schließlich eine südfränkisch-rheinfränkische Mischmundart entstand. Nach der Ansiedlung lebten in Barnag Ungarn und Deutsche nebeneinander, es ist sogar anzunehmen, dass die neuen Siedler die verlassenen Grundstücke und Häuser besiedelten. Die Beibehaltung der ungarischen Flurnamen kann zum Teil mit dieser Tatsache erklärt werden. Wegen der sprachlichen, ethnischen und konfessionellen Gegensätze zogen später die zu den verschiedenen Ethnien gehörenden Dorfbewohner durch innere Migration in getrennte Dorfteile, sodass sich die Bezeichnungen „Ungarischbarnag“ und „Deutschbarnag“ verfestigten. Bis zum kommunalen Zusammenschluss der beiden Dorfhälften im Jahre 1947 wurden sie getrennt verwaltet. Obwohl der Barnager Boden nicht ausgesprochen fruchtbar ist und sich nur für den Anbau von Roggen, Mais, Kohl, Buchweizen und Leinen eignet, konnten die hier sesshaft gewordenen deutschen Familien ihren Besitz deutlich vermehren. Eine Einnahmequelle stellte die Tierzucht dar: Der größere Teil der der Dorffluren von Deutschbarnag bestand aus Wäldern und Weiden, wo bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst Schweine mit Eicheln gemästet bzw. Rinder geweidet werden konnten. Außerdem bildeten die Einkünfte, die aus den auf den Weinbergen von Pécsely und Aszófő erworbenen Weingärten stammten, eine weitere nicht unerhebliche Einnahmequelle, die den Grundstein für den Besitzzuwachs im Dorf Deutschbarnag legte. Im Längsdorf Barnag gibt es auch heute nur eine Straße, die deutsch-katholische und die ungarisch-kalvinistische Dorfseiten sind zusammengewachsen, die Zweiteilung des Dorfes wurde jedoch bis in die 1940er Jahre auch durch Ortsschilder gekennzeichnet. Jede Dorfhälfte verfügte über eine selbstständige Infrastruktur mit eigener Kirche und eigenem Friedhof, eigener Schule und Gastwirtschaft. Bis zum kommunalen Zusammenschluss der beiden Dorfhälften im Jahre 1947 wurden sie getrennt verwaltet, nach dem Zusammenschluss der beiden Ortschaften entstand die alt-neue Ortsbezeichnung Barnag. Obwohl nach 1946 niemand aus dem Dorf zwangsausgesiedelt wurde, führten die gewaltsame Verstaatlichung der Landwirtschaft sowie die Gründung der Produktionsgenossenschaft zur Auflösung der traditionellen Lebensform und Dorfgemeinschaft, und einige Jahre später auch zur drastischen Abwanderung der (vor allem jungen) Bevölkerung, was einen zumindest partiellen Austausch der Dorfbewohner zur Folge hatte. Die Volkszählungsdaten nach 1947 beziehen sich auf die vereinte Ortschaft, nach diesem Zeitpunkt kann die Zahl der deutschen Gemeinschaft nur geschätzt werden, da den Angaben hinsichtlich der Nationalität sowie der Muttersprache kein Glauben geschenkt werden kann. Deutschbarnag/Németbarnag hatte über zwei Jahrhunderte fast ausschließlich deutsche Bewohner. Wegen des Zuwachses der deutschsprachigen, katholischen Bevölkerung siedelten sich deutsche Familien jedoch bereits ab 1741 in der ungarischen Dorfhälfte an, die dort in der ersten Hälfte des 20. Jh.s schon etwa 10-20 % der Bevölkerung ausmachten.


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